Textauszug aus: DIE RHEINPFALZ , Montag, 28. Apr. 2003 Historiker und Archivar Rolf Übel präsentiert sein südpfälzisch/nordelsässisches "Hexenwerk" Übel, Archivar für die Verbandsgemeinden Annweiler und Bad Bergzabern, stellt damit das Ergebnis einer 20jährigen Beschäftigung mit dem Thema vor, glaubt aber, seine umfangreiche, im Buchformat 200 Seiten umfassende Darstellung noch erweitern zu können. Hexenverfolgung im Süden der Pfalz |
||||||||
Ihren Schwerpunkt bilden Hexenverfolgungen der Jahre 1570 bis 1640. Behandelt werden historisch nachgewiesene Hexenprozesse im Süden der Pfalz, vornehmlich in der Umgebung der damaligen Reichsstadt Landau, aber auch aus den Nachbarregionen unterschiedlicher Obrigkeit. Landau war nach Übels Recherchen, die durch die Mitautoren Dr. Andreas Imhoff (Kreisarchiv Südliche Weinstraße) und Dr. Michael Martin (Stadtarchiv Landau) ergänzt werden, zwar nicht gerade eine Hochburg der Hexenverfolgung; immerhin wurden von 53 in Hexenprozesse verwickelten Personen 16 verurteilt und verbrannt, ein gegenüber anderen Städten vergleichbar geringerer Prozentsatz. Hexen - und das las Übel in seinen Begleitworten zur Buchvorstellung auch aus dem überraschend großen Besucherinteresse ab - sind ein Thema, das Menschen immer noch in Bann schlägt, wie ihr Auftreten in Literatur, Film, Märchen und Sagen beweise. Aber auch die "historische Hexe" ziehe die Aufmerksamkeit vieler auf sich. Für die Region sei er "angetreten", um über die Hexenverfolgungen der frühen Neuzeit als Historiker zu berichten, nicht als Märchenerzähler, wenngleich Übel einräumte, dass beide in der herrschenden Meinung gelegentlich einander gleichgestellt würden. Zum größten Teil stützt sich Übel bei seinem "Zwischenbericht über laufende Ermittlungen" auf bisher unveröffentlichtes Material; eine systematische Darstellung für das Hochstift Speyer stehe überhaupt noch aus. Hexenprozesse sind, das kehrt Übel hervor, kein Ereignis des Mittelalters oder speziell der katholischen Kirche, von "Millionen Opfern" des Hexenwahns könne ebenso wenig die Rede sein und zu definieren wäre zudem, was genau eine Hexe sei und warum das Volk so große Furcht vor Hexen erfasste. Denn treibende Kraft zur Verfolgung waren meist angsterfüllte Mitmenschen, teils auch Amtspersonen - und welches exakt die angeblichen Taten waren, deren man die Hexen beschuldigte, bleibe ebenfalls zu klären. In den Geständnissen spiegle sich vieles vom Volksglauben, etwa dass Hexen die Weinernte durch Hagelschlag verdorben hätten, was ihnen ja wohl kaum habe möglich sein können. Gegner der Hexenprozesse, die die Lage nüchterner betrachteten, kommen in Übels Buch gleichfalls zu Wort. Wer will, kann noch rechtzeitig zur Hexennacht die von Übel verzeichneten Hexentanzplätze aufsuchen, "aber bestimmte Tage, etwa die Hexennacht, konnte ich in der Pfalz nicht finden", schreibt Übel. Die Hexe der Sage habe eben häufig nichts mit der Hexe der historischen Forschung gemein, wie Übel feststellte. Bürgermeister Hans-Dieter Schlimmer brachte dem Premierenpublikum den 1956 geborenen Autor, der Geschichte studiert hat, seit 1989 in Archiven tätig ist und sich bereits mit einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen als vertraut mit der Geschichte der Region hervortat, persönlich nahe. Er wies den Autor zudem als Nachkommen der 1584 verbrannten "Hexe" Barbara Wambsganß aus Nussdorf aus und stufte sein Buch über die Hexenverfolgungen als Werk ein, das er den Zuhörern nur "brennend" anempfehlen könne. (hd) "Wegen vielgeübter Zauberei und Hexenwerk", Rolf Übel,Verlag für Bürgerkunde und Pfalzforschung, Landau, 2003. Kaufpreis: 12 Euro. |
||||||||